Heimat – mehr als nur ein Ort? Was macht Günzburg für Sie besonders?
„Absolut, Heimat ist für mich nicht nur ein Ort, sondern ein Gefühl. Es bedeutet Ankommen, Verwurzelt sein und eine Gemeinschaft, in der man sich wohlfühlt. Günzburg und die umliegende Region haben unglaublich viel zu bieten – eine wunderschöne Landschaft, eine tolle Lebensqualität und vor allem Menschen, die füreinander da sind. Gerade während der Corona-Zeit haben viele die Schönheit unserer Heimat wieder neu entdeckt. Ich bin leidenschaftlicher Geocacher und liebe es, die Region zu Fuß zu erkunden. Da sieht man erst, wie viel Charme und Vielfalt Günzburg und das Umland wirklich haben.“
Ihr ehrenamtliches Engagement ist sehr beeindruckend – Sie sind aktiv im Roten Kreuz, bei der Freiwilligen Feuerwehr Günzburg, in der City-Initiative und im Kreisjugendring. Gab es ein besonderes Erlebnis oder einen Moment, der Ihren Einsatz für die Gemeinschaft nachhaltig geprägt hat?
„Mein Weg ins Ehrenamt begann mit einem Erste-Hilfe-Kurs in den Sommerferien, als ich in der sechsten Klasse war. Danach war mir sofort klar: Das ist genau mein Ding. Ich wollte mehr lernen, mehr tun, also habe ich einfach beim Roten Kreuz angerufen und gefragt, was möglich ist. So bin ich ins Jugendrotkreuz gekommen, später in die Bereitschaften und schließlich in den Rettungsdienst. Besonders prägend war für mich aber die Zeit während großer Einsätze, wo man spürt, wie sehr die eigene Arbeit anderen hilft. Wenn man nach einer anstrengenden Schicht nach Hause geht und weiß, dass man heute einen echten Unterschied gemacht hat, dann ist das ein unbeschreibliches Gefühl.“
Das Hochwasser 2024 war eine extreme Belastungsprobe für die Region und ihre Menschen. Sie waren hautnah dabei und haben die Einsätze mitkoordiniert. Was hat Sie in dieser herausfordernden Zeit am meisten berührt oder beeindruckt?
„Die unglaubliche Solidarität. Die Menschen haben sich gegenseitig geholfen, Essen und Getränke gebracht, während andere ihr Zuhause verloren haben. Manchmal werden Prioritäten erst in solchen Krisen neu gesetzt – auf einmal ist das, was gestern noch wichtig schien, völlig nebensächlich. Ich war in dieser Zeit als Fachberater für das Rote Kreuz im Landratsamt tätig, habe Einsätze mitkoordiniert und versucht, bestmöglich zu unterstützen. Dass ich später für meinen Einsatz ausgezeichnet wurde, sehe ich als symbolische Ehrung für alle Ehrenamtlichen. Ich selbst stand nicht knietief im Wasser, aber meine Kollegen schon – und sie verdienen diese Anerkennung genauso.“
Neben Ihrem Engagement im Katastrophenschutz setzen Sie sich für die Günzburger Innenstadt ein. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
„Günzburg ist eine charmante Stadt mit viel Potenzial, aber der stationäre Handel braucht dringend neue Impulse. Heute reicht es nicht mehr, einfach nur Produkte anzubieten – Kunden suchen nach Erlebnissen. Unser Marktplatz ist wunderschön, aber manchmal fehlt es an Leben. Die City-Initiative versucht, das zu ändern, indem sie Aktionen und Veranstaltungen organisiert, um die Innenstadt zu beleben. Die Sternennacht ist ein tolles Beispiel – an diesem Abend pulsiert das Stadtzentrum, es gibt Kultur, Musik und Begegnungen. Genau das braucht Günzburg öfter.“
Viele Händler kämpfen ums Überleben. Was braucht es, damit Innenstädte wieder attraktiver werden?
„Wir müssen ein Einkaufserlebnis schaffen, das Menschen begeistert. Online kann ich fast alles bestellen – aber eine persönliche Beratung, Inspiration und echte Erlebnisse gibt es nur vor Ort. Ich bin überzeugt, dass der Weg zum Kopf über das Herz führt. Wenn ich in ein Geschäft gehe und sehe nicht nur einen Teller im Regal, sondern einen perfekt gedeckten Tisch, dann entsteht ein Gefühl. Genau solche Emotionen braucht es, um Kunden zu gewinnen. Außerdem müssen wir uns stärker vernetzen – Handel, Gastronomie und Dienstleister müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, um Günzburg wieder zur ersten Adresse in der Region zu machen.“
Sie sind Unternehmer, Ehrenamtlicher und engagieren sich in vielen Bereichen. Wie schaffen Sie es, all das unter einen Hut zu bringen?
„Gute Frage! Manchmal frage ich mich das selbst. (lacht) Aber ich habe immer den Anspruch, nicht nur dabei zu sein, sondern wirklich etwas zu bewegen. Ich bin in der Geschäftsleitung unseres Familienunternehmens tätig, das mittlerweile neben dem Einzelhandel auch einen Spieleverlag umfasst. Das bedeutet viel Verantwortung, aber auch Gestaltungsfreiheit. Mein Geheimnis? Ein starkes Team, gute Organisation – und die Fähigkeit, in stressigen Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren.“
Spieleverlag und Einzelhandel – das klingt nach einer spannenden Kombination. Wie ist Ihr Unternehmen entstanden?
„Unser Familienunternehmen hat seine Wurzeln im Buch- und Schreibwarenhandel. Mein Großvater gründete die erste Buchhandlung in Günzburg – direkt gegenüber dem Gymnasium. Mein Vater baute das Geschäft weiter aus und eröffnete neue Filialen. 2001 kam dann eine völlig neue Idee dazu: ein eigener Spieleverlag. Vielleicht war es Zufall, vielleicht auch der Wunsch, etwas Neues auszuprobieren. Jedenfalls sind wir heute in diesem Bereich international tätig und vertreiben Spiele weltweit. Besonders in der Pandemie war das ein Boom-Markt – wir konnten gar nicht so schnell nachproduzieren, wie gepuzzelt wurde.“
Welche Trends beobachten Sie aktuell im Spielemarkt?
„Erlebnis steht im Vordergrund. Die Menschen wollen nicht einfach nur spielen, sondern dabei etwas Besonderes erleben. Partyspiele, Strategiespiele oder Escape-Room-Games sind enorm gefragt. ‚What Do You Meme?‘ ist zum Beispiel ein Riesenerfolg – wir verkaufen das Spiel containerweise, weil es einfach lustig ist und für gute Stimmung sorgt. Insgesamt sieht man, dass Gesellschaftsspiele wieder an Bedeutung gewinnen – vor allem als Möglichkeit, Zeit mit Freunden oder Familie zu verbringen.“
Wenn Sie Günzburg in drei Worten beschreiben müssten – welche wären das?
„Verbindend, bodenständig, lebendig. Günzburg ist eine Stadt, die Menschen zusammenbringt. Sie hat eine lange Geschichte und ist gleichzeitig voller Leben und Entwicklungspotenzial. Es gibt so viele engagierte Menschen, die hier etwas bewegen wollen – und ich hoffe, dass wir gemeinsam noch viel für die Region erreichen können.“
Was bedeutet für Sie die HeimatBank als Partner in der Region?
„Ich bin mit der Volksbank groß geworden – mein Vater war schon immer Kunde, also war das für mich von klein auf ein vertrauter Name. Ich finde es wichtig, dass es Banken gibt, die in der Region verankert sind, ansprechbar bleiben und sich nicht nur auf Online-Banking reduzieren. Heimatbank heißt für mich: Nähe, Verlässlichkeit und ein Partner, der sich für die Menschen hier einsetzt.“
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